Das Backend war nicht optimal bedienbar und der Funktionsumfang hob sich nicht wesentlich von vorhandene Systemen ab. Durch eine Recherche zu multidomainfähigen Content Management Systemem ist es mir wieder aufgefallen und sicherlich einen zweiten Blick wert.
Gute Basis
Wie unsere Lieblings- Content Management Systeme, ExpressionEngine und MojoMotor, basiert Pyrocms auf dem PHP Framework Codeigniter von EllisLab, wird aber im Gegensatz zu den anderen CMS von einem Team unabhängig von EllisLab entwickelt.
Pyrocms liegt jetzt in der Version 2.1 vor und wird als Free- und als Pro-Version angeboten. Erst die Pro-Version ist multidomainfähig und kostet 90 Dollar. Getestet habe ich die Free-Version.
Backend
Nach der Installation präsentiert sich das neue Backend übersichtlich und benutzerfreundlich. Bereits in der Grundinstallation sind verschiedenen Sprachen, auch Deutsch, verfügbar. Die Grundeinstellungen sind schnell vorgenommen. Eine Besonderheit sind die bereits integrierten Module für Google Analytics und Twitter. Nach einer Anmeldung bei Google Analytics und Eingabe aller Daten im Modul werden z.B. auf dem Dashboard alle Zugriffsdaten als Diagramm angezeigt.
Als Eingabeformate sieht PyroCms ,ähnlich wie WordPress, Blogeinträge (articles) und Seiten (pages) vor. Ein Widget-System wie bei WordPress ist ebenfalls vorhanden in dem Google Maps bereits installiert ist. Zum Aufbau einer Navigation kann das integrierte Navigations-Modul genutzt werden. Zur Strukturierung der Inhalte werden Kategorien und Keywords angeboten.
Editor
Das Anlegen neuer Seiten oder Artikeln ist sehr einfach, durch den klar gestalteten Editor. Dabei sind Texteingaben als HTML, Markdown, Wysiwyg-Simple und Wysiwyg-Advanced vorgesehen. Das ist wirklich toll und vorbildlich. Eine SEO-Optimierung für eigene Descriptions und Keywords pro Eintrag ist genau so möglich, wie das Anlegen eigener Clean-URLs im Seitenbereich.
Eine Besonderheit befindet sich zusätzlich im Editor für Seiten (Pages). Über den Tab „Design“ und „Script“ gelangt man zum Eingabefeld für individuelle CSS oder Javascripte pro Seite. Das ist wirklich durchdacht und wird im Templatesystem durch ein eigenes Script im Header der Seite integriert.
Eine weitere Besonderheit hält der Editor durch das Anlegen zusätzlicher Textbereiche, der so genannten Page Chunks, parat. Damit es es sehr einfach möglich, Textabschnitte in individuelle Div-Boxen zu packen und später per CSS zu designen oder über ein vorbereitete CSS-Grid-System abzufangen.
Jedem Chunk können eigene IDs und Klassen zugeordnet werden. Innerhalb des Templatesystems kann man die Chunks über die vergebenen IDs wieder aufrufen und an beliebiger Stelle integrieren. Ein ähnliches System wird auch beim CMS Redaxo verwendet. Die Redaxo Variante kann wesentlich komplexer ausgearbeitet werden, wird aber schnell unübersichtlich. PyroCms bietet hier einen guten Kompromiss und legt mehr Wert auf eine einfache Bedienung. Das kann wirklich überzeugen und rundet den gelungenen Editor ab.
Templatesystem
Das Templatesystem basiert ähnlich wie WordPress auf Themes. Dabei gibt Pyrocms eine strikte Filestruktur vor. Seitenbereiche wie Header oder Footer müssen z.B. in einem bestimmten Unterordner liegen, um im übergeordneten Layout verwendet zu werden. Auch für CSS-Dateien, Images und Javascripte sind definierte Ordner vorgesehen. Die Bestandteile lassen sich dann über kurze Codeschipsel in das Layout einbauen. Das ist sehr einfach und logisch.
Alle Standardlayouts wie z.B. das Auflisten der Blogbeiträge und die Detailansichten der Artikel sind bereits im Core-System hinterlegt. Um sie individuell anzupassen, müssen sie nur aus dem Core-System kopiert werden und innerhalb des Themes in einen vorgegeben Ordner eingefügt werden. Dann können sie bearbeitet werden und überschreiben die Standardlayouts im Core-System.
Ein zusätzliches Finetuning der Seiten (Pages) findet dann wieder im Backend statt. Im Seitenbereich kann man einzelne Layouts festlegen und den Seiten zuordnen. Durch das eigene Codesystem sind sehr komplexe Strukturen möglich. Die Zuordnung eigener CSS und Javascripte im Kopf der Seite ist ebenfalls möglich.
Für E-Mails existiert ebenfalls ein eigenes Templatesystem im Backend. Damit können alle versendeten E-Mail-Varianten individuell angepasst werden und userspezifische Vorlagen erstellt werden.
Fazit
Es hat sich einiges getan bei Pyrocms. Das System wirkt ausgereifter, ist übersichtlich und ist sehr einfach im Backend zu bedienen. Die Userverwaltung ist umfangreich und gut anpassbar. Das System ist durch seine umfangreichen Module sofort einsetzbar und bietet viele sinnvolle Funktionen, die bei anderen Content Management Systemen erst durch zusätzliche Plugins nachgerüstet werden müssen.
Die Pro-Variante kommt mit zusätzlichen Modulen, wie Multidomainfähigkeit und Streams daher und klingt ebenfalls interessant. Streams bieten dann eine ähnliche Funktionalität wie Custom Post Types und Taxonomien bei WordPress. Diese werden ich sicherlich demnächst testen.
Der größte Nachteil ist sicherlich noch die geringe Verbreitung und das überschaubare Angebot an zusätzlichen Add-ons, Dokumentationen und Hilfen. Ich finde das CMS auf jeden Fall interessant und werde es für ein eigenes Projekt weiter nutzen und testen.